Kapitalismus global. Kleine Reise durch neuere Literatur
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Merkur 57 (9/10): 841-849 (2003)

Diskurs: begrifflicher Wandel: nicht mehr von Kapitalismus ist die Rede, sondern vom Weltmarkt "Der entscheidende Grund dafür dürfte sein, dass mit der Dominanz liberaler Vorstellungen über die Gestaltung der Weltwirtschaft auch die ideologische Vorstellung durchgesetzt wird, dass in den Tauschprozessen der Akteure auf dem (Welt-)Markt Machtasymmetrien, am Ende gar Herrschaftsverhältnisse ausgelöscht sind." (S. 845) "Es scheint keine Kritik mehr formulierbar, die über das kapitalistische Weltsystem hinauszuweisen in der Lage wäre... Im globalen Zeitalter ist radikale Kritik jedoch zu einer eher esoterischen Veranstaltung geworden, und es geht stattdessen gegenwärtig nur noch um unterschiedliche Formen des Kapitalismus, die man ablehnen oder verteidigen will. Die entscheidenden Fragen lauten deshalb längst: Wieviel Kapitalismus wollen wir, und welche Form soll er annehmen? Wie weit sollen die globalen Märkte liberalisiert werden, wenn davon ausgegangen werden kann, daß der freie Markt zwar die ökonomisch effizienteste Form des globalen Kapitalismus darstellt, die gesellschaftlichen Kosten dabei aber unberücksichtigt bleiben?" (S. 845) "Wer nur noch Kunden kennt und nicht mehr Individuen, vergißt Institutionen und kollektive Akteure, die auf den Märkten versuchen, Interessen zu realisieren; der vergißt, daß es Gegenbewegungen mit legitimen Interessen gegen die Verwertungsinteressen des Kapitals gibt; der vergißt zugleich, daß wir es überall mit hochgradig vermachteten Prozessen und Akteurskonstellationen zu tun haben und keinesfalls nur mit dem schlichten und unschuldigen Mechanismus von Angebot und Nachfrage." (S. 847) soziale Sprengkraft kann der Weltmarkt nicht entschärfen astronomische Inhaftierungs- und Armutsraten in den USA "Der 'Washington Consensus' suggeriert, daß all das ohne eine Einbettung freier Märkte in soziale Zusammenhänge, ohne politische und rechtliche Regelungen zu haben ist." (S. 848) Was tun? Reform transnationaler Organisationen und Wandel amerikanischer Politik
  • @droessler
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